NEU: Hinweise auf (investigative) Recherchen in Text, Podcast oder Doku
Ein neuer Newsletter für alle, die sich für gute Recherchen interessieren
Meine erste eigene Recherche ist gut 15 Jahre her. Ich war damals im dritten oder vierten Semester, Student an der TU Dortmund und wir hatten ein Seminar bei Sportjournalist Jens Weinreich. Damals war Weinreich noch Ressortleiter bei der Berliner Zeitung. Und ich war freier Journalist, der sich für nichts anderes als Sport interessierte, vor allem Ausdauersport. Laufen, Rad, Triathlon. Also schrieb ich darüber, wie einfach man im Internet Epo und Wachstumshormone bestellen kann. Weinreich veröffentlichte den Text – und mich hat das damals wahnsinnig motiviert.
Seitdem habe ich 15 Jahre lang wenig anderes gemacht, als mich mit (investigativer) Recherche zu befassen. Über ein weiteres Uni-Seminar lernte ich David Schraven kennen, der mir dabei half, einen millionenschweren Subventionsbetrug der deutschen Kohleindustrie aufzudecken (der Welt am Sonntag-Text ist bis heute online) – und der mich danach in sein Recherche-Ressort bei der Funke-Mediengruppe holte.
Bei Funke unterstützte David mich unter anderem dabei, das Bundesinnenministerium darauf zu verklagen, die Medaillenvorgaben für die deutschen Sportverbände offenzulegen. Das führte nicht nur zu meiner Diplomarbeit, sondern auch zu meinem ersten Journalistenpreis.
Nach drei Jahren bei Funke (und 14 Semestern Journalistik-Diplom) habe ich einen Master in investigativem Journalismus an der Columbia Journalism School in New York gemacht, habe im Anschluss das gemeinnützige Recherchezentrum Correctiv mit gegründet und dort drei Jahre lang als Reporter gearbeitet. Ab 2017 habe ich dann als Chefredakteur BuzzFeed News Deutschland aufgebaut (später umbenannt in Ippen Investigativ), wo wir unter anderem eine Reihe von MeToo-Fällen aufgedeckt haben – einer davon war der Fall Julian Reichelt.
Seit April diesen Jahres arbeite ich nun für den NDR, den WDR und die Süddeutsche Zeitung. Seitdem leite ich dort die Recherchekooperation – und versuche meinen Blick zudem verstärkt auf Recherchen in den Bereichen Umwelt und Klima zu richten. Nebenher engagiere ich mich seit vielen Jahren im Netzwerk Recherche, dem Verein investigativer Journalist*innen in Deutschland – und bin dort seit vergangenem Jahr Vorsitzender.
Was ich damit sagen will: Ich liebe gute Recherchen. Ich arbeite an Recherchen, oft gemeinsam mit herausragenden Reporter*innen. Und ich lese, höre, schaue sehr viele Recherchen. Weil das mein Job ist, aber auch aus privatem Interesse.
Diese Recherchen möchte ich ab jetzt in diesem Newsletter mit Euch teilen. Recherchen von mir und meinen Kolleg*innen, aber auch die starken Recherchen anderer Reporter*innen, die ich im Internet, in Zeitungen, im Radio oder im Fernsehen entdecke.
Ich möchte auf Recherchen aufmerksam machen, die Euch sonst vielleicht nicht über den Weg gelaufen wären, aus lokalen Medien, von freien Kolleg*innen, von kleinen Portalen oder aus anderen Ländern. Ich beschränke mich dabei nicht auf „die Recherchen der Woche“, sondern hoffe, auch mal ältere Stücke zu entdecken, die bisher noch nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen haben oder jetzt wegen aktueller Entwicklungen wieder besonders gut passen.
Gleichzeitig möchte ich Euch auch immer wieder über Entwicklungen in der deutschen Recherche-Landschaft auf dem Laufenden halten, kluge Texte über das Handwerk der Recherche oder entsprechende Workshops empfehlen.
Bisher habe ich diese Empfehlungen vor allem auf meinen Profilen bei Twitter und LinkedIn verbreitet. Aber es war schon lange an der Zeit, diese Tipps irgendwo zentral zu bündeln. Und: Was weiß ich, wie lange es Twitter noch gibt?
Dieser Newsletter ist ein Hobby. Ich gebe mir Mühe und freue mich darauf, ihn für Euch mit Leben zu füllen. Aber er erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und wird auch nicht jede Woche oder immer zum gleichen Zeitpunkt erscheinen. Und er ist auch nicht der einzige Newsletter, der sich guten Recherchen widmet. Ich persönliche lese besonders gerne den Newsletter, den ich damals bei Correctiv mit aufbauen durfte (hier geht’s zum „Spotlight“), dazu den Recherche-Newsletter von Okan Belikli („Enthüllt“, Ausgabe 91) und den Newsletter des Netzwerk Recherche.
Vielleicht habt Ihr noch andere Newsletter-Tipps? Auch diese empfehle ich in Zukunft gerne hier in meinem Recherchebrief.
Ich freue mich, wenn Ihr „Daniels Recherchebrief“ Freund*innen, Kolleg*innen oder Verwandten empfehlt. Und noch mehr freue ich mich, wenn Ihr mir Tipps sendet, welche Recherchen ich in diesem Newsletter empfehlen sollte. Schreibt mir einfach in die Kommentare oder an daniel.drepper@proton.me.
Auf bald in der ersten (echten) Ausgabe von Daniels Recherchebrief.
Daniel