Neues Fellowship: Wir fördern Deine lokale Recherche
Das Netzwerk Recherche startet ein neues Förderprogramm für lokale Recherchen
Munster ist eine kleine, grüne Stadt im Heidekreis, mitten in Niedersachen. Mit 15.000 Einwohnern. Mit einer Kirche, die früher ein alter Schafstall war. Und mit dem vielleicht giftigsten Loch der Welt.
In Munster ist ein großer Teil der deutschen Bundeswehr stationiert. Seit Jahrzehnten werden dort Waffen produziert und gelagert. Schon kurz nach dem ersten Weltkrieg explodierte dort eine Giftgasfabrik, die Nazis kippten ihre chemischen Kampfstoffe in den Dethlinger Teich. Nach dem Krieg taten die Briten es ihnen gleich. Alle wussten, dass in diesem Loch südostlich von Munster Unmengen an Gift liegen. Aber so richtig kümmern wollte sich niemand. Bis eine kleine Lokalzeitung entschied, sich das Problem vorzuknöpfen. Und mit ihrer Berichterstattung im Jahr 2015 dafür sorgte, dass Jahre später nun doch endlich aufgeräumt wird.
Die Geschichte der Böhme-Zeitung, die Georg Mascolo vor zwei Jahren für die Süddeutsche Zeitung aufgeschrieben hat, unterstreicht, wie wichtig lokaler Journalismus und insbesondere auch die lokale Recherche ist. Wie viel Kraft Journalismus entwickeln kann. Wie konkret sein Impact auf Menschen vor Ort manchmal ist.
Recherche im Lokaljournalismus — kaum etwas ist so wichtig in diesen Zeiten, in denen uns die gemeinsame Basis für Diskussionen und Entscheidungen auseinander bricht. Doch Recherche im Lokaljournalismus ist selten, denn der Lokal- und Regionaljournalismus steht unter Druck. Immer häufiger gibt es in Deutschland nur noch eine Monopol-Zeitung pro Region, wie zuletzt die „Wüstenradar“-Studie des Netzwerk Recherche gezeigt hat.
Auch deshalb starten wir beim Netzwerk Recherche (dessen ehrenamtlicher Vorsitzender ich bin) ein neues Förderprogramm für die Recherche im Lokaljournalismus. Wir unterstützen die Recherche im Lokalen in den kommenden Jahren mit einem Helpdesk, mit Mentoring, mit Seminaren, mit einer konkreten Förderung von Recherchen über 3500 Euro pro Monat plus Spesen.
In den kommenden Jahren wollen wir über dieses Programm mehrere hunderttausend Euro in die lokale Recherche investieren. Es ist einer der größten und wichtigsten Schwerpunkte, die wir beim Netzwerk Recherche jemals hatten. Und ich bin sehr froh, dass wir diesen Schwerpunkt jetzt starten können.
Hier gibt’s mehr Infos zum Fellowship und den Link zur Bewerbungsseite (bewerbt Euch bis 24. August!)
Hier ist unsere Stellenausschreibung für eine Projektleitung für den Schwerpunkt Lokale Recherche (die Bewerbungsfrist ist 1. Juli)
Maßgeblich vorangetrieben haben diesen neuen Schwerpunkt bei uns meine Vorstandskollegin Stefanie Dodt, unser Co-Geschäftsführer Thomas Schnedler und Georg Mascolo. Möglich gemacht wird das Fellowship Lokale Recherche von der Madsack-Stiftung und von der Olin gGmbh.
Wir freuen uns über alle, die wie wir den lokalen Journalismus fördern wollen. Und die sich ebenfalls engagieren wollen und mehr Stipendien, mehr Unterstützung, mehr Recherche ermöglichen wollen. Meldet Euch bei mir und wir sprechen über das, was möglich ist.
Alles Gute und bis zum nächsten Recherchebrief
Daniel