So teuer waren die Corona-Impfungen wirklich
#11 – Heute mit drei starken Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung und einem Essay von mir
Ihr lieben Recherche-Interessierten:
Mehr als 13 Milliarden Euro hat Deutschland für Corona-Impfstoffe bislang ausgegeben. Moderna und Pfizer haben mitten in der Pandemie die Preise um 50 Prozent angehoben. Und zig Millionen Dosen Impfstoff werden jetzt vernichtet, weil viel zu viel gekauft wurde – ein Verlust im Milliardenbereich.
Das alles hat mein Kollege Markus Grill herausgefunden und gestern Abend in der ARD und der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht. Markus hat die Informationen bekommen, obwohl bislang nicht einmal die Mitglieder des Haushaltsausschusses im Bundestag diese Zahlen kannten. Was für ein Scoop (wie US-Journalist*innen eine starke, exklusive Nachricht nennen).
Hier gibt es die Berichterstattung bei der Tagesschau:
„13,1 Milliarden Euro für Impfdosen“
Und hier gemeinsam mit dem Kollegen Klaus Ott zwei Stücke in der Süddeutschen Zeitung:
„Geschwärzte Verträge und Milliardenprofite“
„Bis zu 130 Dollar für eine Spritze“
Geheime Unterlagen haben auch die Kolleg*innen von der Süddeutschen Zeitung mit dem Bayerischen Rundfunk ausgewertet. Das Umweltinstitut München hat der SZ und dem BR hunderte Betriebshefte von Apfelbauern in Südtirol aus dem Jahr 2017 zur Verfügung gestellt, einem der wichtigsten Apfel-Anbaugebiete Europas. In den Betriebsheften haben die Landwirte aufgeschrieben, wann sie welches Pestizid in welcher Menge auf ihre Äpfel aufgetragen haben. Die Veröffentlichung ist eine Besonderheit: Zum ersten Mal überhaupt werden solche detaillierten Daten in Europa öffentlich.
Die Aufzeichnungen belegen, dass es in der Anbausaison zwischen März und September keinen Tag gab, an dem im Vinschgau nicht gespritzt wurde. In diesen sieben Monaten wurde jede Plantage durchschnittlich 38 Mal allein mit Pestiziden behandelt. Das sei „in einer Saison natürlich sehr, sehr viel“, sagt Professor Ralf Schulz, Umweltwissenschaftler und Pestizidforscher an der Technischen Universität Kaiserslautern-Landau, „Pestizide sind sehr, sehr giftig bisweilen“.
Ich freue mich sehr über die Veröffentlichung, weil ich finde, dass es noch viel mehr solcher Umwelt-Recherchen geben sollte. (Und weil ich im vergangenen Sommer einen kleinen Beitrag dazu leisten durfte, dass die Recherche in dieser Form zustande kommen konnte.)
Hier geht’s zur Übersicht in der Süddeutschen Zeitung, die gleich mehrere Stücke veröffentlicht hat: „Wie das Gift auf den Apfel kommt“
Hier sprechen die Kolleg*innen im Podcast 11KM, dem neuen Podcast der Tagesschau, über die Recherche: „Der Apfel und das Gift“
Und hier geht’s zu einer Übersicht der Berichterstattung des Bayerischen Rundfunks und einigen Hintergründen der Recherche.
Ein weiterer Höhepunkt bei NDR, WDR und SZ in dieser Woche: Eine aufwändige Doku-Serie in Video und Audio über den jüdischen Goldschmied Shlomo und über den Tod des Nationalsozialisten Gustav Wagner in Brasilien im Jahr 1980. Eine aufwändige und aufwändig erzählte, historische Rekonstruktion, die seit heute Morgen als dreiteilige Doku-Serie in der ARD-Mediathek und als fünfteilige Podcast-Serie in der ARD-Audiothek zu finden ist.
Einen Hinweis zum Ende noch in eigener Sache: Ich habe einen Text über Recherche im öffentlich-rechtlichen Rundfunk geschrieben. Weil ich mich gewundert habe, dass die aktuellen Diskussionen um die öffentlich-rechtlichen Sender nicht genutzt werden, um über mehr Recherche und mehr Fokus auf den Kern des Journalismus zu diskutieren. Der Text ist in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „journalist“ erschienen und seit gestern online frei verfügbar. Ich habe schon eine ganze Reihe spannender Reaktionen bekommen und hoffe, er wird als konstruktiver Stein im Wasser wahrgenommen: „Mehr Recherche im Rundfunk – jetzt!“
Falls Ihr in den kommenden Tagen gute Recherchen lest, hört, schaut – egal ob lokal, national oder international: schreibt sie mir hier in die Kommentare oder schickt sie mir an daniel.drepper@proton.me.
Alles Gute und bis zum nächsten Recherchebrief
Daniel